Laut den Experten der US-Universität von Drexel in Philadelphia, stimmt das. Wissenschaftler dort haben mit 20 Frauen ein MRT-Experiment durchgeführt, bei dem ihre Hirnströme auf bestimmte Reize gemessen wurden. Die Reize waren diesmal romantische Paarfotos mit ausgewählten liebevollen Darstellungen. Der Clou war, dass die Hälfte der Frauen acht Stunden vor dem Test nichts mehr essen durften und das Experiment somit hungrig durchlief. Die hungrigen Frauen reagierten auf die romantischen Bilder weitestgehend emotionslos, während die satten Teilnehmerinnen sich von den Reizen hinreißen ließen und beim Betrachten der Fotos ihr mentales Belohnungszentrum aktivierten. Studienleiterin Alice Ely erklärt dies damit, dass satte Menschen sich einfach besser auf etwas konzentrieren können. Dass man nicht hungrig einkaufen gehen sollte, ist auch schon längst bekannt. Was heißt das aber für Beziehungen? Sollten wir in einer Paarbeziehung vielleicht niemals hungrig werden? Das Problem ist jedoch, dass das auch nicht zutrifft!

An der Newark-Universität von Dalaware erarbeiteten Paarforscher ein soziologisches Krisenexperiment. Sie schickten 43 Ehepaare, die alle zuvor gleich viel gegessen hatten, für neuneinhalb Stunden in einen isolierten Raum, wo sie dann gemeinsam wunde Punkte ihrer Partnerschaft (anhand einer absichtlich fies gestellten Frageliste) thematisieren sollten. Ziel der Forscher war es, das die Probanden in Streit gerieten. Im Grunde genommen war es also ein kontrolliertes Streitexperiment. Jene Paare, die sich bei dem Experiment tatsächlich in die Haare bekamen, hatten nachweislich mehr Hungerhormone (Ghrelin) im Blut, als Paare, die die Liste mehr oder weniger sachlich abarbeiteten. Streit macht hungrig, so das Ergebnis.

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Normalerweise greifen die gängigen Strategien im Umgang mit Heißhunger. Neben einfachem Abwarten (die meisten Futter-Attacken beruhigen sich nach ein paar Minuten von ganz allein) oder dem Konsum von kaltem Wasser können Sie auch Kaugummi kauen oder Eiswürfel lutschen. Wer dem Geschmack von klarem Wasser nicht viel abgewinnen kann, kann auch Tee einfrieren. Die Kaubewegungen helfen, dem Körper vorzugaukeln, dass man gerade etwas isst. Auch sein Essen vernünftig zu kauen, bevor man es schluckt, lässt das Hungergefühl eher eintreten.

Diese ganzen Tricks sind schön und gut… sie mögen sogar hervorragend funktionieren, wenn wir nur heißhungrig sind. Aber wenn wir uns streiten, treten zum eigentlichen Hunger noch Faktoren wie Stress, Wut und Frust hinzu. Das Krisenexperiment ergab, dass wir uns nach einem heftigen Streit nur zu gern mit ungesundem (zuckerigem fettigem salzigem) Fast Food belohnen wollen. Stresssituationen verbrennen viel Energie, die wir dann möglichst schnell wieder aufnehmen wollen. Sie haben doch vielleicht schon einmal gehört, dass Stress dick machen soll. Hier wirken die gleichen Mechanismen. Wir sind gestresst, verbrauchen dabei viel Energie und wollen diese Energie dann möglichst schnell wieder zurück bekommen. Am schnellsten geht das über kurzkettige Zuckermoleküle, weil der Körper ja nicht mehr viel aufspalten muss, um aus der Nahrung Energie zu erzeugen. Wer also komplett auf dem Zahnfleisch geht und dann in einen leckeren fettigen Burger oder einen süßen Donut beißt, spürt förmlich, wie sich der eigene Körper sich bei der Seele bedankt.
In diesem Sinne… grämen Sie sich nicht, wenn Sie Zoff hatten. Streit gehört zum Leben dazu und wer ihm mit sinnlosem Futtern begegnet, wird sich am Ende noch schlechter fühlen – spätestens beim nächsten Schritt auf die Waage.

Quelle:
Saum-Aldehoff, T. „Streit macht Appetit“ Psychologie heute 42 Jahrgang, Heft 12: S. 52