Die heilende Wirkung positiver Gedanken

Wir wollen Ihnen mit diesem Artikel aufzeigen, welche Macht unsere Gedanken über unsere Gefühle und Einstellungen haben und wie Sie eine Selbstmanipulation gezielt für sich ausprobieren und vielleicht dauerhaft nutzen können.

Autosuggestion ist ein mächtiges Werkzeug unseres Verstandes. Dem Maße dessen, was wir uns vorstellen können, sind keine Limits gesetzt und der Glaube hat bekanntermaßen schon so manchen Berg versetzt. Das sogenannte Placebo-Paradoxon besagt, das uns unser Verstand, auch ohne reale Ursache, unfassbar krank machen kann. Ein schockierendes Beispiel: Vor einigen Jahren unternahm ein 26jähriger nach einem heftigen Streit mit seiner Freundin einen Selbstmordversuch, indem er 29 Tabletten eines Antidepressivums schluckte, welches er im Zuge einer Medikamenten-Testreihe erhalten hatte. Beim Eintreffen im Krankenhaus lag sein Blutdruck bei 80/40, sein Puls bei unfassbaren 110. Während die Ärzte noch um das Leben des Patienten kämpften, stellte sich heraus, dass der junge Mann lediglich 29 Zuckerpillen geschluckt hatte. Im Rahmen der Medikamentenstudie war er der Placebo-Gruppe zugeteilt worden. Als man ihn dann über das Schein-Medikament informierte, stabilisierte sich sein Kreislauf in weniger als 15 Minuten. Medizinisch betrachtet wäre es dem Patienten trotzdem beinahe gelungen, sich mit einer Hand voll TicTac umzubringen – schlichtweg, weil er daran glaubte ein echtes Medikament einzunehmen. Wie wir sehen, lässt sich auch ein Placebo überdosieren.

Eigentlich wird der Placebo-Effekt als positives Pendant der Autosuggestion angesehen (abgeleitet vom lateinischen placere – ich werde heilen). Patienten sollen sich sicher sein, dass ein Wirkstoff ihre Beschwerden lindern kann, auch wenn das eigenommene Präparat diesen Wirkstoff gar nicht enthält. Die Macht negativer Gedanken hingegen wird als Nocebo-Effekt bezeichnet (vom lateinischen nocere – ich werde schaden). Nocebos haben dabei grundsätzlich negative Wirkung auf den Organismus. In Großbritannien fielen jedem Dritten Krebspatienten einer medizinischen Forschungsstudie die Haare aus, obwohl die Probanden zuvor ausschließlich mit Kochsalzlösung behandelt worden waren, anstatt mit einer echten Chemotherapie.

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Oder lieber doch ein weniger deprimierendes Beispiel: In vielen Teilen des asiatischen Raumes kennen Männer die Koro-Krankheit. Dabei spielen Schildkröten eine entscheidende Rolle, die in Südost-Asien auch sehr verbreitet sind. Der Legende nach, kann es jungen Männern passieren, dass eine Schildkröte beim alltäglichen Zusammentreffen ihren Kopf in den Panzer einzieht. Der Penis des jungen Mannes, so die Überlieferung, tut es dann dem Kopf der Schildkröte gleich und verzieht sich im Körper. Sie mögen lachen, aber diese Angst ist weit verbreitet. Trotz des Mangels jeglicher wissenschaftlicher Nachweisbarkeit oder Begründung, besitzt Koro das Potenzial zum Massenphänomen. Die, auch als Penis-Panik bekannte Koro-Krankheit, kann bei jungen Männern echtes Herzrasen, Schwindelzustände bis hin zu Todesängsten hervorrufen. Es kam 1967 sogar zu einer Koro-Epedemie in Singapur, nachdem eine Fake News der öffentlichen Medienanstalten dort propagiert hatte, dass die Krankheit auch durch den Verzehr von Schweinefleisch ausgelöst werden könne. Hunderte junger Männer ließen sich mit angeblichen Koro-Symptomen in etliche Krankenhäuser des Landes einweisen.

Doch Placebo- wie Nocebo-Effekte können auch ohne die Hilfe von Zuckerpillen oder Voodoo-Schildkröten auf uns wirken. Manchmal reicht nur die Vorstellungskraft. In einem Test aus Deutschland wurde Schmerzpatienten via Tropf ein linderndes Mittel injiziert. Die Menge an zugeführtem Schmerzmittel blieb über den gesamten Versuch hin konstant. Ohne Medikament beschrieben Patienten (wie zu erwarten) starke Schmerzen. Im ersten Durchgang wurden sie an den Tropf mit Schmerzmittel gelegt, jedoch sagte man ihnen, dass es sich lediglich um Kochsalz handeln würde. Obwohl bereits ein Schmerzhemmer in ihnen wirkte, beschrieben die Patienten ihre Symptome nur als leicht gelindert. Daraufhin wurde ihnen dann angeblich das Schmerzmittel verabreicht, was sie jedoch schon die ganze Zeit bekamen. In dem Glauben an dieses Mittel sanken die Schmerzimpulse bei allen Versuchspersonen schlagartig ab. Im letzten Schritt teilte man den Patienten mit, dass der Wirkstoff nun abgesetzt würde, was jedoch nicht stimmte. Das Maß an empfundenen Schmerzreizen stieg sofort wieder an, obwohl sich an der zugeführten Menge an Schmerzmitteln nichts geändert hatte. Messungen der Gehirnströme bestätigten das Schmerzempfinden der Patienten. Im letzten Schritt dieses Versuchs hat der Nocebo-Effekt die Wirkung eines tatsächlichen Opiats ausgeschaltet. Trotz Medikamentenzufuhr hatten die Patienten Schmerzen, weil ihr Glaube an das Präparat getäuscht worden war.

Im Alltag finden wir Nocebo-Effekte oftmals dort, wo zwischenmenschliche Erwartungen zum Tragen kommen. Oftmals liegen ihnen, bereits in der Kindheit geprägte, negative Erwartungshaltungen zu Grunde. Wiedermal sind die Eltern an allem Schuld… Aber Sie kennen solche Sätze doch auch: „Kind…traue nicht jedem, lass dich nicht ausnutzen, die Welt ist schlecht also glaube nicht alles“. Im Zuge der Vergesellschaftung lernen wir hunderte Sicherheitsformeln und eine ganze Bandbreite düsterer Wenn-Dann-Funktionen (wenn was aus dir werden soll…), die uns vor tatsächlichen Gefahren schützen sollen. Das ist grundsätzlich richtig, kann jedoch viel zu gut gemeint sein und dadurch übertreiben werden. So können Kinder dann wiederum eine Erwartungshaltung erlernen, die ihnen grundsätzlich Angst bereitet, wenn sie mit dem alltäglichen Leben konfrontiert werden. Denken Sie an Helikoptereltern. Jedoch nicht nur Eltern, sondern unser gesamtes Umfeld kann diese negativen Erwartungshaltungen in uns manifestieren, die dann Einfluss auf unsere Motivation nehmen – sogar die Unterhaltungsindustrie. So ist statistisch nachweisbar, dass mit Anlaufen von Beauty/Model-Formaten wie Germanys next Irgendwer & Co. die Zahl der Bulimie-Erkrankungen und Todesfälle durch Magersucht bei jugendlichen Frauen deutlich gestiegen ist. Es besteht eine statistisch messbare Abhängigkeit zwischen vorgelebtem Schlankheitsideal im TV und dem Stress junger Rezipientinnen dieser Formate, die sich absichtlich krank hungern, um dem Ideal nachzueifern.

Medizinisch ausgedrückt hat die eigene Psyche also offenbar einen äußert relevanten Einfluss auf unsere Empfindungen. So spannend diese ganzen Experimente auch sind; Der Einfluss von Gedanken auf den Körper ist schwierig in messbare Werte umwandelbar, also auch nur selten empirisch nachzuweisen. Über negative Emotionen, wie Wut und Angst, ist im Zuge der Depressionsforschung ein durchaus vorzeigbares Wissensrepertoire entstanden. Wut, Angst und Stress können psychosomatische Störungen erzeugen. Das hört man oft, aber was bedeutet es eigentlich? Wer sich negative Gedanken macht, und dazu zählen auch mentaler Druck und Stress, negativiert damit die eigene Erwartungshaltung. Der Puls steigt, der Körper stößt Adrenalin aus, um uns leistungsfähig zu halten und die Hirnströme verändern sich. Wir funktionieren – mehr aber auch nicht. Bei lang anhaltendem starkem Stress, kann sich dies in körperlichen Symptomen äußern. Wut ist noch schlimmer, da sie uns mental blockieren kann. Wissenschaftlich bewiesen ist, dass wir, wenn wir wütend sind, weniger nachdenken können/wollen. Manche kennen das: Wer sauer ist, hört innerlich diese meckernde Stimme und es fällt mitunter schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Manche denken sich somit über den ganzen Tag immer mehr in Rage. Areale für Kreativität, oder logisches Denken werden dadurch gehemmt. Aber was machen wir da eigentlich? Angenommen wir sind sauer auf unseren Arbeitskollegen, den Nachbarn oder vielleicht auch auf die Politik: Solange wir innerlich schimpfen und nörgeln, kriegt unser Umfeld davon meist gar nichts davon mit. Im Grunde beschimpfen wir uns nur selbst und geraten so auf einer negativen Gedankenspirale tiefer und tiefer in eine ebenso negative Erwartungshaltung. Gesünder und auch sinnvoller wäre es, diese innere Stimme auszublenden und neue Gedanken zu fassen. Abhängig vom Grund der Wut mag es manchmal gar nicht einfach sein, sich selbst über diese Hürde zu bringen. Versuchen Sie es doch zunächst mit einer zeitlich begrenzten Auszeit von negativen Gedanken. Aber wie soll das gehen?

Die Psychologin Birgit Permantier rät dazu, kritisch zu reflektieren, worum sich die inneren negativen Gedanken eigentlich drehen und was sie auslöst. Welche negativen Gedanken brechen sich immer wieder in Ihnen bahn? Im späten 19. Jahrhundert wurde ein Kaufmann in Großbritannien in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Eigentlich besaß der Gentleman einen tiefenentspannten und sympathischen Charakter, wenn man mit ihm jedoch auf das Thema britischer Innenpolitik zu sprechen kam, geriet er dermaßen in Wut, dass er regelmäßig Tobsuchtsanfälle bekam und sogar übergriffig gegenüber seinen Gesprächspartnern wurde. Es können also ganz konkrete Themen oder auch Personen sein, die uns Scheuklappen aufsetzen, sobald wir nur an sie denken. Der Nachbar, der Chef, der nervige Drängler im Auto hinter uns – den wir nicht einmal kennen. Wenn wir solche Gedankengänge erst punktgenau formulieren können und dann im Alltag merken, dass in uns einer dieser Gedanken entsteht, sagen Sie „Stopp!“. Das klingt leichter gesagt als getan, aber versuchen Sie sich in diesem Moment auf etwas anderes zu konzentrieren. Atmen Sie einmal tief durch und denken Sie dabei an etwas, dass sie beruhigt oder rufen Sie sich eigene Stärken in Erinnerung. Vielleicht die mentale Stärke über die akute Situation mit einem Lächeln hinwegzublicken. Manchen hilft es auch, sich der eigenen Gesundheit oder bisheriger Erfolge im Leben gewahr zu werden, andere denken an ihre Familie. Wieder anderen hilft es schon, sich auf ihre Atmung zu konzentrieren, Wut einzuatmen und Stress auszuatmen. Der Inhalt dieser Methode ist also weitestgehend freibleibend. Sobald es Ihnen gelingt, die negativen Gedanken nicht zuzulassen, bestimmen Sie erneut über ihre Laune mit der Sie durch den Alltag gehen wollen.

Vielleicht denken Sie nun: Leicht gesagt, bei meinen Problemen. Wenn der mein Leben führen würde… und ich kann/will Ihnen auch gar nicht absprechen, dass Sie damit Recht haben.

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Werfen wir aber einen Blick auf die Angst per se. Ein Großteil der gutbürgerlichen Sorgen dreht sich um existenzielle Ängste – um Jobverlust, Angst vor sozialem Abstieg, Altersarmut trotz Vollzeitstelle oder Verlust des persönlichen Umfeldes. Sie schwimmen diffus schlummernd immer im Hintergrund mit. Da wir tagtäglich auf der Straße und in den Medien vorgelebt bekommen, wie real und damit präsent diese Ängste sind, begleiten sie uns manchmal ein ganzes Leben lang, ohne für uns zum Tragen zu kommen. Natürlich werden sie auch nicht verschwinden, wenn wir uns dies nur lang genug einreden, doch mit Hilfe von Autosuggestion können wir lernen, uns nicht ständig diese Ängste ins Bewusstsein zu rufen, uns nicht von ihnen dirigieren zu lassen.

Vermeiden Sie zudem negative Gedankenketten, die aus solchen Ängsten resultieren. Diese sind schneller gebildet, als uns lieb ist. Ein Beispiel: Auf dem Weg zur Arbeit fragen Sie sich plötzlich „Habe ich die Haustür abgeschlossen?“ Wenn Sie nicht genau definieren können, ob dies zutrifft oder nicht, neigen viele dazu eine (meist negative) Gedankenkette zu konstruieren: „Oh nein, jetzt ist die Haustür vielleicht noch offen… jeder kann hineingehen mich ausrauben… wenn ich zurückkehre, wird alles weg sein…aber, wenn ich umkehre und es prüfe, komme ich zu spät zur Arbeit… mein Chef wird eine schlechte Beurteilung über mich schreiben…“. Genau so erzeugen sie inneren Druck und Verunsicherung. Sie verpassen sich selbst Scheuklappen. Schon nach kurzer Zeit hinterfragen Sie nicht mehr, ob Sie die Tür tatsächlich vergessen oder doch abgeschlossen haben. Wenn Sie also ohnehin keinen direkten Einfluss mehr auf die Tür haben, stellen Sie Gedanken an mögliche Konsequenzen zunächst hinten an, da die Gedankenspirale Ihnen sonst so lange durch den Kopf gehen wird, bis Sie wieder zu ihrer Haustür zurückkehren. Hier noch ein Trick, der nachweislich funktioniert. Immer, wenn Sie morgens abschließen, verbinden Sie das mit einem Gedankenbild. Je skurriler, desto besser… beispielsweise sagen Sie sich „grünes Kaninchen“, wenn Sie den Schlüssel herumdrehen. Wichtig ist, dass sie am nächsten Tag etwas anderes nehmen… vielleicht „blaue Banane“. Damit brechen Sie den repetetiven Charakter dieser alltäglichen Handlung auf. Wenn Sie dann im Alltag unsicher werden, ob die Tür wirklich zu ist, versuchen Sie sich das Sinnbild wieder vor Augen zu rufen. Sobald Ihnen das Wort wieder ins Gedächtnis kommt, wissen Sie, dass sie abgeschlossen haben. Auch wenn Ihnen das Wort nicht wieder einfallen sollte, ist es trotzdem wichtig sich nicht selbst verrückt zu machen.

Die schweizerisch-US-amerikanische Kabarettistin Hazel Brugger sagte einmal, dass der Mensch die einzigartige Fähigkeit besitze, sich über die Konsequenzen einer Sache Sorgen zu machen, obwohl er noch gar nicht weiß, ob diese Sache überhaupt zutrifft oder die Sorge begründet ist. Während eine Gazelle zum Wasserloch geht und dann merkt, ob die Quelle ausgetrocknet ist oder nicht, kann sich der Mensch schon auf dem ganzen Hinweg zum Wasserloch die schrecklichsten Szenarien über Sinn und Logik seines Handelns ausmalen und innerlich ein düsteres Szenario nach dem anderen erdenken, nur um dann doch an der sprudelnden Quelle anzukommen. Manche nennen es menschliche Umsichtigkeit als Produkt unseres hohen Intellekts, doch schaffen wir uns damit nicht selbst innere Hürden, mentalen Stress… Scheuklappen? Selbst wenn wir wollen, wir können oft nicht anders. Zugegeben: Hazel Brugger wollte nur darauf hinaus, dass wir uns keine Probleme selbst basteln, die für uns dann zu echten Problemen werden. Aber das Antilopen-Beispiel aus dem ZDF-Satire-Format „Die Anstalt“ (22.05.2018) ist einfach zu genial, um nicht erneut aufgegriffen zu werden.

Wichtig ist es dennoch eigene Ängste, Konflikt-Katalysatoren und Erwartungshaltungen zu kennen und bewusst über sie entscheiden zu können. Versuchen Sie, diffuse Ängste zu vermeiden, über rote Tücher mit einem Lächeln hinwegzublicken und negative Gedanken aktiv auszublenden und (z.B. im Fall von Wut) aktiv durch einen schöneren Gedanken zu überlagern. Nehmen Sie sich Ärger nicht an und seien sie nicht mehr stundenlang auf Leute sauer, die von ihrem Ärger nichts mitbekommen. Die Macht positiver Gedanken hat schon vielen zu einer besseren Balance im Leben verholfen. Man hört immer nur überall, dass schlechte Gedanken uns krank machen können. Das funktioniert auch andersherum: Probieren Sie es einfach aus – vielleicht funktioniert es auch für Sie.

Mit Liebe recherchiert in:

https://www.youtube.com/embed/Ljneqpg-vMI

https://www.acsh.org/news/2018/04/23/man-who-overdosed-placebo-12871