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Dem französischen contour fleurette entlehnt, geht der Ausdruck Flirten auf Fleurette de Nèrac zurück – eine Geliebte von König Heinrich IV. von Frankreich. Den Begriff Flirten kennen wir also seit etwa 400 Jahren, obwohl das Phänomen deutlich älter sein dürfte. Was machen wir dabei eigentlich und warum funktioniert es manchmal und manchmal nicht? Evolutionär gesprochen ist Flirten eine Anpassungsstrategie, die dem Paarfindungstrieb dienen soll. Flirten hilft uns zu ermitteln, ob unser Gegenüber uns attraktiv findet oder nicht.

Ein gelungener Flirt erfüllt das Ziel, dass sich die angeflirtete Person als begehrenswert betrachtet. Gute Flirts tragen eine wichtige psychologische Botschaft mit sich. Wenn zwei Menschen also miteinander flirten, werten sie sich gegenseitig mental auf. Deshalb reicht manchmal schon ein toller Flirt, um uns den ganzen Tag zu versüßen. Solche Momente geben unserem Selbstwertgefühl neue Motivation, indem wir eine Bestätigung für unsere Attraktivität auf dem Partnermarkt erhalten.

Jemand anderen zu beeindrucken, ist aber manchmal gar nicht so einfach. Erst recht, wenn man sich heimlich auf den ersten Blick in diese Person verguckt hat und entsprechend nervös ist. „Ein Flirt ohne tiefere Absicht ist ungefähr so sinnvoll wie ein Fahrplan ohne Eisenbahn“, wie der italienische Schauspieler Marcello Mastroianni zu sagen pflegte. Die meisten Paarbeziehungen kommen durch alltägliche Flirtsituationen zustande. Der erste Eindruck und der zweite Eindruck sind dabei entscheidende Faktoren, denn viele Partnersuchende entscheiden sich schon beim Erstkontakt, ob sie sich ein amouröses Abenteuer mit dieser Person überhaupt vorstellen können. Ob es bei einem freundlichen Flirt bleibt oder nicht, entscheiden aber noch sehr viele weitere Faktoren und Catherine Deneuve  gab zu bedenken: „Ein Flirt ist wie eine Tablette: Niemand kann die Nebenwirkungen genau voraussagen.“ Im Sinne von Mastroianni und Deneuve also der Rat… flirten Sie bitte nicht unüberlegt drauf los.

Flirts bewegen sich auf dem schmalen Grad zwischen „nicht deutlich genug“ und „überdeutlich“. Wer zu schüchtern ist, wirkt vielleicht nur nett, aber zu ungestümes Vorgehen wird schnell zur plumpen Anmache. Was ist also nun zu wenig und was schon zu viel? Tja, außerhalb jener gesellschaftlichen Konventionen, die jedem klar sein sollten, entscheidet das leider jeder für sich selbst und das wiederum gestaltet jeden Flirt ganz individuell und einzigartig. Ob mit nonverbalen Gesten oder im Gespräch, kann ein Flirt viele verschiedene Formen annehmen. Manchmal kann schon der Austausch verführerischer Blicke ausreichen. Das Spektrum der Flirtstrategien ist also sehr breit und das Geschäft mit Flirtschulen, Verführungs-Coaches und Charme-Seminaren boomt nicht zu unrecht.

Hier habe ich für Sie ein paar Strategien zusammengesammelt, deren Wirksamkeit wissenschaftlich bewiesen werden konnte. Auch in empirischen Versuchsreihen haben sich diese Strategien bewähren können. Wer also so flirtet, wie hier beschrieben, maximiert mit Sicherheit seine/ihre Chancen beim nächsten Versuch noch charmanter und verführerischer zu wirken als ohnehin schon. Einige der Faktoren sind offensichtlich, werden jedoch immer wieder versehentlich falsch gemacht.

Augenkontakt: Auf keinen Fall dürfen ihre Blicke einander ausweichen. Wer anderen häufig in die Augen blickt, versucht damit herauszufinden, ob der Gegenüber sich genau so verhält. Wir kontrollieren quasi, ob die andere Person ebenfalls unsere Blicke sucht. Wer sich lange und intensiv in die Augen blickt, sucht nach Veränderungen der Pupille. Werden diese größer, ist das ein Indiz dafür, dass sich die Person von uns angezogen fühlt.

Ziehen Sie etwas Rotes an. Wir haben schon in unserem Beitrag über die Farbwahrnehmung etwas über das Potenzial der Farbe Rot erfahren. Aber auch, wenn Ihnen solche Töne nicht stehen, können Sie mit der richtigen Körperposition Punkte gut machen. Sie dürfen also ruhig anziehen, was Ihnen am besten gefällt, auch wenn die Farbe der Liebe durchaus Bonuspunkte einfahren kann. Etwa 55% der Kommunikation geschieht aber sowieso über unsere Körpersprache. Am besten ist es, wenn wir die body language des Gegenübers spiegeln. Das schafft Vertrauen und zeigt unserem Gesprächspartner, dass wir durchaus am Thema interessiert sind. Ferner zeigen wir damit, dass wir mit fremden Gedanken und Gefühlen sicher umgehen können. Wer die Körpersprache des anderen imitiert, beweist zudem gute Kommunikationsfähigkeiten und wirkt gleich viel interessierter.

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Gerade Frauen hilft oft folgender Rat, um sich gezielt in Szene zu setzen: Lächeln Sie oft. Lächeln erzeugt positive Schwingungen, zeigt eine gutgelaunte Grundeinstellung und symbolisiert unterbewusst gute Gesundheit sowie ein hohes Maß an Stärke. Denn wer gut gelaunt ist, muss doch auch einen Grund dafür haben. Die Forscher der Universität in British Columbia belegten empirisch, dass Männer lächelnde Frauen attraktiver finden, als jene mit ernster Miene. Dieselbe Studie brachte zu Tage, dass Männer eher ernst gucken sollten. Das alte Cowboy-Schema, das Stärke und Eloquenz ausstrahlt, funktioniert tatsächlich, um Männer attraktiv wirken zu lassen. Zumindest wurden Testfotos mit lächelnden oder lachenden Männern stark abgewertet. Die Bad Boys machten hier klar das Rennen. Es wäre interessant herauszufinden, ob hier der romantische Fehlschluss wirkt. Von John Wayne bis John Wick ist jedes Hollywood-Jahrzehnt voll von coolen Antihelden und grimmigen Schurkenjägern, die meistens am Ende das hübsche Mädchen abschleppen.

Kurze Berührungen während des Gespräches helfen auch gut. Vermeiden Sie fragwürdige Körperstellen – am besten sind Arme, Schultern oder der obere Rücken kurz unter dem Genickansatz. Hier verlaufen wichtige Nervenstränge die Berührungsimpulse sehr schnell weiterleiten. Wenn Männer diesen Trick bei Frauen anwenden, zeigen sie damit Dominanz und beweisen Mut. Frauen, die Männer im Flirtgespräch leicht berühren, beweisen Interesse und bauen damit Hemmschwellen ab.

Auch die Sprache bestimmt maßgeblich unsere Persönlichkeit. Nicht nur das Sprachniveau, sondern auch Stimmklang und Tonlage. In unserem Beitrag über den ersten Eindruck hatten wir dies bereits angerissen. Auch beim Flirten ist die Stimme ein einflussreiches Instrument. Forschungen des Massachusetts Institute of Technology lassen vermuten, dass Frauen besser bei Männern ankommen, wenn sie ihre Stimme alternieren, anstatt in einer Tonlage zu bleiben. Auch für Männer gibt es einen heißen Tipp: Wenn Sie mit einer Frau sprechen, bestätigen Sie ihre Ausführungen mit 1-Wort-Einwürfen (aha, okay, interessant, verstehe). Sie kennen das vom Telefonieren, aber manche verzichten im face-to-face Kontakt trotzdem darauf. Das mag banal klingen, soll jedoch wahre Wunder in die Kommunikationsdynamik bringen, so die MIT-Forscher.

Machen Sie sich rar – aber nicht zu sehr. Die Dosis entscheidet. Studien haben gezeigt, dass sich Menschen eher zu jemandem hingezogen fühlen, von dem sich nicht ganz sicher sein können, ob ihre Hingabe auch erwidert wird. Klingt erstmal etwas paradox… aber sobald wir uns sicher sind, dass die andere Person uns vollkommen verfallen ist, geben wir uns automatisch weniger Mühe. Sind wir noch unsicher, erzeugt dies die nötige Motivation, uns mehr anzustrengen. Wer sich ein wenig unnahbar gibt, demonstriert zudem die eigene Durchsetzungsfähigkeit und erhöht damit indirekt den eigenen Marktwert. Solche kleinen Tricks sind nicht immer fair, funktionieren jedoch nachweislich. In diesem Zusammenhang empfehle ich Ihnen außerdem das Ja-Nein-Sager-Experiment von Raj Persaud. Wer sparsam mit solchen Tricks umgeht, verbessert also durchaus die eigenen Flirt-Chancen.

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Gemeinsames Lachen fördert gegenseitige Sympathien. Mit einem guten Humor lässt sich die eigene Person durchaus positiv darstellen. Gute Witze sind meist ein Bruch mit der Erwartungshaltung, die in der Catch Phrase zuvor aufgebaut wurde. Witzige Menschen müssen daher blitzschnell, schlagfertig und intelligent zugleich sein. Kernkompetenzen, die man heute gut brauchen kann. Suchen Sie also ruhig länger nach etwas wirklich Originellem… „Hi, ich rede mit der Couch, flirte mit dem Fernseher, frühstücke mit dem Toaster… und bevor ich jetzt noch eine Affäre mit dem Staubsauger anfange: Wer bist Du???“ Manche Kalauer sind hingegen so billig, dass sie allein dafür weltberühmt wurden „Sorry, ich hab meine Telefonnummer verloren. Kannst du mir deine geben? Flirten hat also gar keinen so guten Ruf. Das rührt vermutlich von unendlich vielen unendlich dummen Flirtversuchen her. Vielleicht mache ich ja nochmal einen Beitrag mit den Top dümmsten Anmachen aller Zeiten… schreiben Sie mir gern Ihre Ideen per Email an mara[at]sympathica.com. Vielleicht geraten Flirtsprüche deshalb oft unter den Generalverdacht der plumpen Masche, egal wie romantisch und ernst sie auch gemeint sind.

Die US-Ethnologin Margaret Mead konnte übrigens während des zweiten Weltkriegs eine interessante Studie darüber zusammenstellen, wie unterschiedlich wir das Flirten kulturabhängig bewerten. Im Zuge der Befreiung Deutschlands kam es immer wieder zu Konflikten zwischen stationierten US-Soldaten und deutschen Frauen. Die Soldaten hatten den Eindruck, als würden sich die deutschen Frauen ihnen kategorisch an den Hals werfen, während die Frauen und Mädchen die Soldaten als aufdringlich und respektlos wahrnahmen. Mead differenzierte ein graduell abgestuften Stufenschema aus 30 Einzelschritten (vom Blickkontakt bis zum einvernehmlichen Sex) – sogenannte „Eskalationsstufen“ Sie konnte darstellen, dass beispielsweise ein Kuss von den Soldaten auf die fünfte Stufe gestellt wurde, während die Frauen diese Stufe erst an 25. Stelle einordneten. Wer es jedoch schaffte ein Mädchen zu küssen, kriegte sie auch in der Regel ins Bett. Die Soldaten bekamen somit den Eindruck, als seien die deutschen Frauen sehr freizügig und gingen entsprechend forsch vor. Man kann sich schon vorstellen, dass diese Konstellation sehr oft im ekeligen „ach komm jetzt hab dich nicht so…Mäuschen“ mündete. Die prekären Trümmerjahre und die mit ihr einkehrende Ausweglosigkeit mag hier noch ihren Teil beigetragen haben, aber Meads Ansatz kann trotzdem überzeugen. Auch andere Kulturvergleiche zeigen, dass Flirten ganz klar kulturellen Unterschieden unterliegt.

Nachdem wir nun einiges zum generellen Thema Flirts zusammengetragen haben, können wir in den nächsten Teilen dieser Reihe mehr auf detaillierte Flirtstrategien und deren Erfolgschancen eingehen. Ich würde mich freuen, wenn Sie weiterhin dabei bleiben und wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem nächsten Flirt.

Es ist übrigens nicht verboten auch mit Leuten zu flirten, mit denen man bereits zusammen oder längst verheiratet ist…

Quellen:

Smith, J. “The Science of Flirting: Being a H.O.T. A.P.E. | Jean Smith | TEDxLSHTM” Beitrag der TEDx Talks Konferenz an der London School of Hygiene & Tropical Medicine. Am 09.11.2015 von “TEDx Talks” auf Youtube hochgeladen.

https://www.youtube.com/watch?v=5cQoGNEcc5Q

“Warum, wie & wann flirten” Am 11.01.2017 von “The school of Life” auf Youtube hochgeladen. URL: https://www.youtube.com/watch?v=rZTqF5oYUqo 

Cabrera, P. „10 psychologisch bewährte Flirtstrategien“ Am 27.07.2017 von „Psych2Go“ auf Youtube hochgeladen. URL: https://www.youtube.com/watch?v=3ObDYK5JYug bzw. Siehe auch URL: https://www.youtube.com/watch?v=3ObDYK5JYug&t=17s – Mit Bezug zu Charlotte Hill „Top 10 psychological Flirting Strategies That Actually Work“ 2015. URL: https://psych2go.net/top-10-psychological-flirting-strategies-that-actually-work/

Zum historischen Kontext und Beleg für die Forschungsergebnisse von Margaret Mead wurde Wikipedia aufgesucht. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Flirt