Auch wir Menschen sehen bei weitem nicht alle Farben, die diese Welt uns zu bieten hat. Wir sehen auch nicht alle gleich, sondern viele Menschen haben eine deutlich unterschiedliche Farberkennung. Trotzdem sind wir alle uns einig, dass Rot die Farbe der Liebe ist. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen aufzeigen, was die Farbe Rot alles kann.

pop art rose

Rote Farben sind für uns sehr einprägsam. Haben Gegenstände eine rote Farbe, können wir ihre Form besser behalten. Ein Test hat ergeben, dass sich ein rotes Bohrmaschinenmodell besser verkauft, als das gleiche Produkt in Grün oder Blau. Menschen assoziieren bei Gebrauchsgegenständen in Rot etwas Besonderes, auch wenn sich außer der Farbe nichts an den technischen Details ändert. Im Gegenteil ist die Farbe Grün extrem schlecht einprägsam. Aber darauf kommen wir in anderem Zusammenhang gleich noch einmal zurück. Frauen in roten Kleidern hinterlassen oft einen stärkeren Eindruck auf Männer. Das ist nicht nur ein Sprichwort, sondern konnte durch die Psychologen der US-Universität von Rochester tatsächlich belegt werden.

Auch Männer, die auf Fotos einen roten Hintergrund wählen oder ein rotes Kleidungsstück tragen, bleiben besser in der weiblichen Erinnerung. Männer in Rot wirken also anziehender auf ihre Umwelt. Denken Sie an Donald Trumps Krawatte… meistens eine rote. Auch seine albernen „Make America Great Again“ Schirmmützen sind dazu gemacht, um ins Auge zu stechen. Eine Studie konnte belegen, dass Kellnerinnen in der Gastronomie durchschnittlich mehr Trinkgeld erhalten, wenn sie in roten Schürzen servieren. Es wird jedoch noch skurriler: Man hat Box- und Ringkämpfe untersucht, bei denen einem Kontrahenten ein rotes und dem anderen ein blaues Trikot verliehen wurden. Die Sportler in den roten Shirts gewannen 2/3 der Kämpfe. Unterbewusst bewirkt die Farbe Rot etwas in der Wahrnehmung des Gegners… eine ganz abgeschwächte Form der Kriegsbemalung, aber es funktioniert tatsächlich.

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Rot schärft unsere Aufmerksamkeit, sie lenkt Blicke stärker auf sich, als andere Farben. Rottöne können uns daher auch täuschen: In einer Studie der Universität in Mainz sollte die Farbwahrnehmung getestet werden. Die Forscher luden, unter dem Vorwand einer Weinverkostung, Hobby-Sommeliers in einen Weinkeller ein. Den etwa 230 Teilnehmern wurde zweimal hintereinander der gleiche Wein serviert, doch bei beiden Testdurchläufen wurde der Wein vorher anders illuminiert – einmal bei rotem einmal bei bläulichem Licht. Allein die Farbe des Lichtes erzeugte bei den Teilnehmern unterschiedliche Urteile zum Wein. Die rot beleuchteten Weingläser schnitten deutlich besser ab, weil der Geschmack angeblich süßer und fruchtiger war, als bei den blau beleuchteten Gläsern. Wichtig ist jedoch auch, dass rot nicht gleich rot ist. Da wir Menschen etliche Farbkonstellationen unterscheiden können, reicht keine Unterteilung der RAL-Farbskala, sondern auch die Helligkeit, Sättigung, Lichtintensität beim Anblick einer Farbe oder (wie im Weinbeispiel) auch nur der Saalbeleuchtung sind entscheidend. Rot erzeugt in uns die stärksten Emotionen, fördert unseren Appetit und lässt uns intensiver fühlen. Deshalb sind auch so viele Fast Foot Ketten in Rot gehalten – Pizza Hut, KFC, das goldene M prangert auf einem roten Hintergrund…

Rot intensiviert unser Körperempfinden und damit auch unsere Reaktionszeit. Gerade die Hirnregionen für die Wahrnehmung glühen bei der Farbe auf. Außerdem kann es unser Commitment fördern, wie die Boxkampf-Studie schon zeigte. Aber dadurch, dass wir emotionaler werden (wenn auch nur unterbewusst und ganz leicht), können wir nachweislich weniger nachdenken. Studien aus 2007 haben gezeigt, dass die Farbe Rot zu schlechterem Abschneiden bei Klausuren führt. Vielleicht ist dies eine Art gelernte Angststörung, ausgelöst durch die Rotstifte der Lehrer/innen in unserer Jugend. Möglich wäre auch, dass wir weniger nachdenken, weil wir die Farbe Rot mit Gefahr verbinden. Es stimmt jedoch… wenn auf dem Fragebogen bei einem Test ein rotes Logo oder gar rote Schrift verwendet wird, schneiden die Testteilnehmer schlechter ab. Wer rot sieht, denkt über Fehler nach und macht dann auch Fehler – zumal schon die Metapher „Jemand sieht rot“ nicht wirklich für Besonnenheit und rationale Entscheidungswahl steht. Rot ist hemmungslos, lustvoll und mutig… die perfekte Farbe für die Liebe. Grau ist übrigens das Gegenteil der emotionalen Wahrnehmung. Grau fördert Passivität und lässt unser Energielevel absinken. Aus diesem Grund kommen wir an einem vernieselten Regentag manchmal auch so schlecht in die Puschen, während uns eine strahlende Frühstückssonne ganz klar motiviert. Farben können an anderen Ecken der Welt ganz andere Konnotationen haben. In Japan ist die Farbe der Liebe übrigens grün und nicht rot, so wie bei uns.

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Nachdem in den 1970er Jahren an kanadischen Schulen entdeckt worden war, dass die Farbe Pink eine entspannende Wirkung auf Kinder hatte, ließen viele Haftanstalten in den USA die Trakte für ihre schlimmsten Gewaltverbrecher pink anstreichen. Pink beruhigt die Nerven und symbolisiert friedlichen Dialog – in der Theorie völlig richtig. In der Praxis stellte sich jedoch heraus, dass die Gefangenen durch den Mädchen-Look ihrer Kleider und Zellenwände eher noch wütender wurden. Lila (bzw. helle Lavendeltöne) sollen ebenfalls bei der Beruhigung helfen – aber eher bei Nervosität als bei Aggressionen. Die Farbe fördert zudem unser Luxusbewusstsein, da kräftiges Lila seit jeher mit Reichtum und Adel verbunden wird. Produkte, die in einem stilvollen Lila-Ton gehalten sind, wirken unterbewusst teuer auf uns.

Obwohl ein knalliges Gelb sehr fröhlich wirkt und den Energiehaushalt in uns aktivieren kann, kommt die Farbe nicht bei jedem gut an. Manchen Hunden brennt ein grelles Gelb in den Augen, weshalb es auch so oft zum offenen Disput zwischen Hunden und Postboten kommt. Babys fangen übrigens auch bei hellem gelben Licht an zu weinen… also ist eine gelbe Tapete keine clevere Grundfarbe für das Kinderzimmer. Orange ist da schon besser. Je tiefer der Ton ist, desto wärmer und geborgener fühlen wir uns, denn Orange macht enthusiastisch. Je greller ein Orangeton außerdem wird, desto eher denken wir an Warnwesten &Co. und damit wieder an Gefahr.

Blau, die Lieblingsfarbe der Männer, strahlt Ruhe und Produktivität aus. Blau wird mit ruhigem Wasser (oder auch Frieden) assoziiert. Viele Polizisten tragen blaue Uniformen, um diese Assoziation in ihr Erscheinungsbild zu adaptieren. Grün erzeugt Vertrauen in uns und unterstützt unsere Hoffnungen. Gerade in der digitalen Welt ist die Farbe Grün auf einem Buttom zum Symbol für Erfolg geworden. Erfolgreich eingeloggt, richtig angeklickt… Online-Warenkörbe sind auch meistens grün. Anhand der Farbe eines Emojis lässt sich oft schon die Emotion dahinter ablesen, obwohl grünen Emojis meistens speiübel ist. In 2012 wurde durch die Harvard Universität bestätigt, dass Lebensmittel mit grünem Logo oder Aufdruck gesünder auf uns wirken. Gleiche Produkte mit rotem Aufdruck verkauften sich deutlich schlechter. Mehr dazu können Sie im Beitrag zum Überstrahlungseffekt erfahren.

Nicht nur einzelne Farben können unsere Wahrnehmung austricksen: Die Kombination aus Blau und Orange stellt beispielsweise den klassischen Hollywood-Look dar. Egal in welchem Filmgenre wir uns umschauen, wir werden überall diese Farbkombination finden. Meist ist der Protagonist eher in einem gelblich orangenen Ton gehalten, während der Hintergrund in einem leicht blauen Filter erstrahlt, oder sogar Blau ist (ein Himmel, ein Ozean…). Das muss nicht heißen, dass wir die Farbe Orange tatsächlich auch sehen – vielleicht wird nur ein leicht gelber Sepia-Filter über die Aufnahme gelegt, wie wir das auch bei Filmen kennen, die in der Wüste spielen sollen. Blau und Orange sind nicht nur Komplementärfarben in unserer Farbskala, sondern sie scheinen auch den perfekten Kontrast für unser Auge zu bieten. Leider erneut landen wir bei US-Präsident Donald Trump, seinem tiefblauen Anzug und… naja dem Rest seiner Erscheinung. Man mag über den US-Präsidenten denken was man möchte, aber bei der Inszenierung von Farben haben es seine Berater wirklich drauf.

Wie Sie an meinen Bildern sehen, ist meine Lieblingsfarbe bunt. In diesem Sinne… vertrauen Sie nicht immer Ihren Augen, sondern folgen Sie manchmal einfach dem, was ihr Herz am schönsten findet.

Quellen:

„4 surprising facts about the color red“ The Week vom 09.06.2011
URL: https://theweek.com/articles/484145/4-surprising-facts-about-color-red

„Color Psychology: 10 Ways Color Influences our Chouces and Changes your Feelings“ Am 26.03.2015 von „Top Rated“ auf Youtube hochgeladen.

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„How Filmmakers manipulate our emotions using color“ Am 11.10.2015 von „The Verge“ auf Youtube hochgeladen.

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Friedel, A. „So rot wie eine reife Frucht“ Psychologie heute 42. Jahrgang, Heft 10. Oktober 2015: S. 44f.