Der US-amerikanische Pastor Gary Chapman entwickelte ein interessantes paartherapeutisches Konzept, welches die Voraussetzungen für gute Kommunikation in Partnerschaften mit fünf universellen Regeln zusammenfasst. Sein Buch „Fünf Sprachen der Liebe“ fand weltweit Beachtung. Unzählige hoffnungslos verfranzte Beziehungen, die kurz vor dem Kollaps standen, sind durch seinen Leitfaden zurück auf den Highway der Liebe geführt worden.

Glückliche Partner sprechen nach Chapman die gleiche Sprache. Um glücklich zu werden, müssen beide Partner dieselbe Sprache lernen. Chapman bezieht sich hier auf die unterschiedlichen Erfahrungen, Erwartungen, Bedingungen und Charakterzüge, die beide Partner in die Beziehung einbringen. Kein Mensch gleicht dem anderen und das ist auch gut so. Die Lebenshintergründe und die Liebeserfahrung der Menschen, die zueinander finden, könnten unterschiedlicher nicht sein. Deshalb hat jeder auch sein eigenes Bild und sein individuelles Verständnis von Liebe. Diese können sich somit nicht immer zu 100% decken.Es ist, als ob sie in verschiedenen Sprachen über das selbe Thema sprechen. Daher, so Chapman, muss jeder versuchen, die Fremdsprache des anderen zu lernen. Das Verständnis des Gegenübers von Liebe muss entschlüsselt und erlernt werden. Sparen wir uns diesen Schritt, laufen wir mit voller Geschwindigkeit in die Verständnis-Falle. Das brachte Chapman auf die Idee eines universellen Sprach-Vergleichs. Sprich: Welche Sprachen gibt es überhaupt und wie können wir sie lernen?

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Wenn wir uns Hals über Kopf verlieben, ist uns die Sprache des Partners erst einmal völlig egal. Am Anfang jeder neuen heißen Liebe steht der Übermut. Wir geben uns voll und ganz den körperlichen Reaktionen der Liebe hin. Andere Meinungen sind uns egal, es zählt nur der Partner und sonst nichts. Dieses Stadium kann sich bis zu zwei Jahre hinziehen. Erst wenn wir also einige Zeit miteinander verbracht haben,entdecken wir wechselseitige Sprachdefizite.

Zunächst ergründete Chapman das Problem, welchem sich die Liebe dann stellen muss. Jeder Mensch verfügt über einen sogenannten Liebestank, der im Prinzip wie der Benzintank eines Autos funktioniert.Wenn er leer ist, kommt die Liebe zum Erliegen, so Chapmans Metapher. Daher muss unser Liebestank immer gefüllt bleiben. Aber an der Tankstelle suchen wir vergeblich nach dem Love-Stutzen. Laut Chapman werden etwa 40% der Erst-Ehen, 60% der Zweit-Ehen und sogar 75% aller Dritt-Ehen wieder geschieden. Ja sicher… Wiederholungen schaffen mit der Zeit bei allem eine gewisse Routine. Nach Chapman haben die Leute, die immer wieder Scheidungspapiere ausfüllen, nie gelernt, den Liebestank vernünftig aufzufüllen. Das liegt an den falschen Kommunikationswegen – ausgelöst durch unterschiedliche Liebessprache.

Insgesamt unterscheidet Chapman fünf Sprachen der Liebe.

1-„Lob und Anerkennung“

Einfache und spontane Komplimente eignen sich perfekt, um den Partner zu bestärken. Nichts ist schöner, als vom Partner gesagt zu bekommen „… du… weißt du eigentlich, was ich so an dir liebe?“. Betonen Sie hoch geschätzte Charakterzüge oder Eigenschaften ihres Partners in regelmäßigen Abständen. Bitten Sie, anstatt zu fordern. Vermeiden Sie wiederkehrende Kritik und Druck und seien Sie nicht nachtragend (auch wenn es manchmal schwer fällt). Chapman nennt es den „Dialekt der Anerkennung“. Für alle, die sich bei direkten Komplimenten unwohl fühlen, können auch im Umfeld solches Lob formulieren, sodass Ihre Message über Umwege zum Adressaten gelangt. Erwähnen Sie vielleicht die Einfühlsamkeit Ihrer Partnerin gegenüber ihrer besten Freundin.

2-„Zweisamkeit“

Chapman betont, dass es nicht um die Quantität der gemeinsamen Quality-Time geht, sondern eben (wie der Name schon verrät) um die Qualität. Gemeinsame Zeit bedeutet, diese Zeit ungeteilt mit dem Partner zu verbringen. Chapman hat hier eine kleine Checkliste vorbereitet: Augenkontakt beweist ungeteilte Aufmerksamkeit. Hören Sie aufmerksam zu und vermeiden Sie andere Tätigkeiten wie Handy&Co. Achten Sie auf die Körpersprache Ihres Partners und unterbrechen Sie den anderen niemals. Nur so können Sie tatsächlich komplett erfassen, was er/sie Ihnen gerade sagen möchte. Verbringen Sie Zeit ganz bewusst miteinander mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Nebeneinander den Sonntag-Abend-Tatort zu schauen zählt hier nicht.

3-„Geschenke, die von Herzen kommen“

Die dritte Sprache der Liebe ist der richtige Liebesbeweis. Nichts füllt einen Liebestank so schnell, wie ein clever durchdachtes Geschenk, das Ihrem Partner im Gedächtnis bleibt. Wie das aussieht, müssen Sie erst erlernen. Ob teuer oder selbstgebastelt… Nippes oder edler Luxus… manche Menschen freuen sich mehr über ein schönes geteiltes Erlebnis als einen echten Wertgegenstand. Kreativität bestimmt hier den Barrel-Kurs. Je mehr Gedanken Sie sich machen, desto mehr Commitment und Kenntnis vom Partner können Sie unter Beweis stellen und desto schneller füllt sich Ihr Liebestank.

4-„Hilfsbereitschaft“

Ein „Bitte“ ist immer besser als ein „Mach mal“. Nörgeln Sie nicht, sondern wiederholen Sie Ihre Bitten. Wer dem anderen Menschen einen Wunsch formuliert, füllt den Liebestank. Wer nörgelt, motzt und fordert, kippt ihn aus. Machen Sie auch bei negativen Marotten Ihres Partners mit, solange sie nicht dadurch ausgenutzt oder unterdrückt werden. Wenn Ihr Partner merkt, dass er/sie trotz der kleinen Macken geliebt wird, haben Sie bereits gewonnen.

5-„Zärtlichkeit“

Beständigkeit ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg. Eine liebevolle Umarmung oder das gemeinsame Kuscheln auf dem Sofa schaffen gemeinsame Nähe. Nehmen Sie sich Zeit dafür und finden Sie den Level an Zärtlichkeit, den sich Ihr Partner wünscht. Es gibt keine Faustregeln oder Grenzwerte. Manche sind verrückt danach, andere haben echte Kamelfähigkeiten für geteilte Zweisam-Zeit.

Wer diese 5 Sprachen beherrscht und auch den Dialekt des Partners kennt, kann die meisten fiesen Zonks vermeiden, die sich zwischen den kommunikativen Hürden einer gemeinsamen Beziehung verstecken. Wichtig ist, zunächst seine eigenen Vorlieben und Grenzen zu definieren, um daraufhin die Wünsche des Partners einschätzen zu können. Reflektieren Sie dabei durchaus selbstkritisch und immer ehrlich. Ein Kölner, der denkt, er spreche perfektes Hochdeutsch, wird sich wundern, wenn er in der Eifel schon nicht mehr nach dem Weg fragen kann. Eine gute Selbsteinschätzung ist für Chapman das A und O der Partnerschafts-Linguistik.

Hier helfen drei Fragen, die der Anthropologe und Psychologe in seinem Buch bereitstellt.

1-Was treibt Sie an Ihrem Partner auf die Palme? Chapman beschreibt es an einem Beispiel: „Wen Sie kleine Geschenke vermissen, ist Ihre Muttersprache wahrscheinlich das Schenken“. Das lässt sich auf unendlich viele Aspekte aller 5 Sprachen übertragen.

2-Welche Dinge/Eigenschaften/Erlebnisse wünschen Sie sich am häufigsten von Ihrem Partner?

3-Wie beweisen Sie Ihrem Partner Ihre Liebe?

Gary Chapman empfiehlt, dass jeder Liebesbeweis an Wert gewinnt, je mehr wir über unseren eigenen Schatten springen. Ein Flugneurotiker, der seiner Angebeteten den gemeinsamen Traumurlaub auf einer abgelegenen Tropeninsel schenkt… Ein beinharter Heavy Metal Fan, der auch mal im Schlumpf-Kostüm zur Party kommt, damit Sie beide passende Partnerkostüme haben… Sie erkennen das Prinzip. Nichts füllt den Liebestank Ihrer großen Liebe schneller, als echtes Commitment, das auch ganz sicher von Herzen kommt. Je mehr Sie geben, desto mehr werden Sie zurückbekommen, so der Experte.

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Zur praktischen Umsetzung @home bietet Chapman folgende Strategie an: Finden Sie die Liebessprache Ihres Partners heraus und versuchen Sie ihr bestmöglich zu entsprechen. Laut Chapman kann es durchaus einige Monate dauern, bis sich der Liebestank Ihres Partners füllt. Kein Grund zur Heimlichtuerei. Formulieren Sie ganz offen Fragen an Ihre bessere Hälfte, was er/sie sich von Ihnen wünscht. Besprechen Sie dann alle vier Wochen kurz, ob sich Ihre Bemühungen in die richtige Richtung entwickeln.

Laut Chapman ist Verliebtheit rein instinktgesteuert, echte Liebe jedoch ein „Willensakt“. Wer das beherzigt und umsetzt, wird dadurch dem Partner ein Gefühl von Sicherheit geben – einfach weil man beweist, dass man immer für sie/ihn da ist. Gleichzeitig steigert sich damit das Selbstwertgefühl und der Partner erkennt einen Sinn in der eigenen Person, der Beziehung, der Zukunft… einen Sinn im Leben. Chapmans Aussagen decken sich mit repräsentativen Befragungen, auf deren Basis seine Bücher aufbauen.

Chapmans Konzept ist so erfolgreich wie begehrt. Obwohl seine Ideen eigentlich zur Eheberatung herangezogen werden, kann man sich das Wissen um die fünf Sprachen der Liebe gar nicht früh genug aneignen.

Quelle:

Chapman, G. „Die fünf Sprachen der Liebe – Wie Kommunikation in der Ehe gelingt“. Francke Ratgeber Verlag, 1994. ISBN: 386-122-126-8